Die Bedeutung von IT/OT-Konvergenz und IT-Reifegrad in der produzierenden Industrie

Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung, die einher mit einem enormen Bedarf an mehr IT-Sicherheit geht, kommt seit geraumer Zeit der Begriff Konvergenz auf, wenn es darum geht Geschäftsbereiche enger mit der IT zu verknüpfen.

In der Biologie bedeutet Konvergenz, dass sich nicht-verwandte Lebewesen in der Evolution an gleiche Umweltbedingungen anpassen und dabei im Laufe der Zeit ähnliche Merkmale entwickeln.

Viele Unternehmen betreiben eine zweigeteilte Lieferorganisation. Die einen kümmern sich um Systeme zur elektronischen Datenverarbeitung, zum Beispiel Netzwerkanwendungen, Datenbankanwendungen und ähnliche, während die anderen sich um Fertigungssysteme kümmern. Ähnliche Merkmale sind dabei, dass auf beiden Seiten Daten anfallen, die für das Unternehmen von großem Interesse sind, oder das es um eine Vernetzung der Systeme geht.

IT/OT Konvergenz im Unternehmen

Um es konkret zu machen, sprechen wir hier von der IT (Information Technology) und OT (Operational Technology), wobei viele Unternehmen heute noch keine eigenständige Organisation für die OT haben und beispielsweise OT-Projekte extern vergeben. Die Digitalisierung, die in den Unternehmen aber immer größeren Einfluss hat, bietet enorme Chancen, die Fertigungsbereiche in Unternehmen zu verbessern. Zum einen können, unter Mithilfe der IT-Systeme und verfügbaren Technologien, Fertigungsdaten in Real-Time betrachtet und ausgewertet werden, zum anderen kann man einen einfacheren und umfangreicheren historischen Blick auf seine Daten erhalten. Dies kann, so zumindest der Wunsch, zu effizienten gestalteten Produktionsprozessen, einer verbesserten Qualität, zum Beispiel durch weniger Abfall, oder auch zu besseren Voraussagen zur Produktion führen. Hinzu kommt, dass immer mehr Hersteller von Produktionsanlagen, eine bessere Vernetzung ihrer Systeme in der Produktionsstraße des Kunden anstreben, was im OT-Bereich ebenfalls dafür sorgt, dass mehr IT genutzt wird, beziehungsweise IT-Knowhow benötigt wird.

Wenn Unternehmen heute von Konvergenz der IT und OT reden, gibt es keinen hundertprozentig gemeinsamen Nenner dessen, was diese Vorhaben beinhaltet. Die einen Unternehmen meinen damit die Verstärkung der Sicherheit ihrer Produktionsanlagen durch Absicherung von IT-Technologien, während andere sich auf den Einsatz von neuen Tools und Technologien konzentrieren, die von der IT für die OT zur Verfügung gestellt werden. Wieder andere Unternehmen stellen sich die Frage, wie IT und OT Prozessual besser miteinander verbunden werden können, oder ob ein organisatorischer Wandel sinnvoll sein könnte. Einen konkreten Fahrplan haben die wenigsten.

Einig sind sich alle Unternehmen aber: Die IT/OT-Konvergenz ist wichtig und muss vorangetrieben werden.

IT/OT-Konvergenz: Eine Notwendigkeit für die Zukunft

Die meisten Unternehmen verfügen über gut strukturierte IT-Abteilungen, während OT oft weniger organisiert ist. Mit der zunehmenden Digitalisierung und den vielen Möglichkeiten, die sie bietet, steigt der Bedarf an IT-Knowhow und Ressourcen auf der OT-Seite beträchtlich. Der Wunsch nach Nutzung von IT-Technologien in der Produktion nimmt zu, was eine Integration beider Bereiche unabdingbar macht.

Die Synergieeffekte durch die Vereinfachung und Vereinheitlichung von Prozessen, Standards und der Nutzung zentralisierter Ressourcen sind enorm. Jedoch sind die bisherigen organisatorischen Trennungen von IT und OT sowie die nicht durchgängigen Prozesse ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Produktion und die produktionsnahe Infrastruktur.

Der IT-Reifegrad als Schlüssel zum Erfolg

Unternehmen müssen nicht alles neu erfinden, denn die interne IT hat oft bereits gut etablierte Prozesse und Technologien eingeführt. Um den Reifegrad der Digitalisierung zu erhöhen, müssen diese nun vor allem im operativen Betrieb realisiert werden. Der IT-Reifegrad eines Unternehmens gibt an, wie gut es seine IT-Ressourcen nutzt, um seine Geschäftsziele zu erreichen. Je höher der IT-Reifegrad, desto besser können Unternehmen von der Digitalisierung profitieren.

Jedes Unternehmen ist einzigartig und steht an einem anderen Punkt auf seiner digitalen Reise. Daher lohnt es sich zunächst, die bestehenden Strukturen und Prozesse genau zu analysieren. Hier sind einige wichtige Fragestellungen, die Unternehmen bei der IT/OT-Konvergenz berücksichtigen sollten:

  1. Wie sind IT und OT heute aufgebaut und welche Strukturen sind vorhanden?
  2. Welche Prozesse und Schnittstellen zwischen IT und OT gibt es?
  3. Welche Digitalisierungsmaßnahmen sind bereits erfolgreich eingeführt worden und welche laufen noch?
  4. Welche Sicherheitsstandards sind im OT-Bereich verfügbar?
  5. Was sind die Wünsche von OT und IT und wo liegen erkennbare Schnittmengen?
  6. Wo möchte man in Bezug auf Kapazität und Qualifikation der IT/OT-Mitarbeiter zukünftig stehen?
  7. Wie können wir Unternehmensabläufe übergreifend vereinfachen und vereinheitlichen?
  8. Was sind die Kernprozesse, die wir zukünftig benötigen werden?
  9. Welche Sicherheitsstandards müssen übergreifend eingeführt werden, welche individuell?
  10. Wie sieht die Kostenverteilung zwischen IT und OT heute und zukünftig aus?

Ein integrativer Ansatz für die Zukunft

Die IT/OT-Konvergenz bietet eine große Chance, die Effizienz und Sicherheit in der produzierenden Industrie zu steigern. Unternehmen sollten nicht zögern, jetzt in diese Transformation zu investieren. Der Fokus sollte dabei nicht nur auf der Technologie, sondern auch auf den organisatorischen Strukturen und den Menschen liegen.

Ein hoher IT-Reifegrad erleichtert die Integration und sorgt dafür, dass Unternehmen schneller und effektiver auf die Anforderungen der Digitalisierung reagieren können. Durch die Nutzung vorhandener IT-Ressourcen und -Prozesse können Unternehmen ihre Produktion sicherer und effizienter gestalten und so langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

Fazit

Die Digitalisierung der produzierenden Industrie ist unumgänglich und bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Die IT/OT-Konvergenz und der IT-Reifegrad spielen dabei eine zentrale Rolle. Unternehmen sollten jetzt die notwendigen Schritte unternehmen, um diese Transformation erfolgreich zu gestalten. Ein integrativer Ansatz, der Technologie, Prozesse und Menschen gleichermaßen berücksichtigt, ist der Schlüssel zum Erfolg in der digitalen Zukunft der Industrie.

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